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„Die Rückkehr ist ein großer Schritt“

„Die Rückkehr ist ein großer Schritt“

Redar, 34, ist Berater beim Deutschen Zentrum für Jobs, Migration und Reintegration im Irak (GMAC) in Erbil. Er unterstützt Rückkehrende, Binnenvertriebene und Menschen aus der lokalen Gemeinschaft dabei, sich eine berufliche Zukunft in Irak aufzubauen.
Hier spricht er darüber, wie Rückkehrende von den Angeboten des GMAC profitieren können.

Was bietet das GMAC an?

Wir sind eine der ersten Anlaufstellen für Menschen, wenn sie nach Irak zurückkehren. Unser Ziel ist es, ihnen zu helfen, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Wir unterstützen sie dabei, Arbeit zu finden. Dazu bieten wir Einzelberatungen an, aber auch Veranstaltungen, wie zum Beispiel virtuelle Job-Messen. Wir helfen dabei, sich auf Vorstellungsgespräche vorzubereiten. Und wir vermitteln Trainings zu Soft-Skills. Bei komplexeren Fällen verweisen wir die Betroffenen an unsere Partner-Organisationen. Das GMAC sitzt in Erbil und Bagdad, aber unsere Partner sind im ganzen Land aktiv und decken auch die gesamte Region Kurdistan ab.

Wir unterstützen auch im Bereich der psychischen Gesundheit und bieten psychosoziale Hilfe. An diesem Thema haftet ein großes Stigma. Aber wenn wir während einer Beratung feststellen, dass eine Person psychische Unterstützung benötigt, dann können wir ihr Hilfe vorschlagen. Ob jemand die Hilfe annimmt, entscheidet er oder sie selbst.

Wer kann von den Leistungen Ihrer Programme profitieren?

Unsere Angebote stehen allen Menschen zwischen 18 und 60 Jahren offen: Rückkehrenden, der lokalen Bevölkerung und Binnenvertriebenen. Wir unterstützen besonders oft Rückkehrer und Rückkehrerinnen aus Deutschland und anderen Ländern der Europäischen Union innerhalb ihrer ersten 5 Jahre in Irak. Wir empfehlen wirklich allen, die freiwillig zurückkehren, sich für unser Programm zu melden. Es bietet so viele Vorteile.

Wie läuft der Prozess der Wiedereingliederung in Irak ab?

Wir arbeiten mit Reintegrations-Scouts in Deutschland zusammen. Die Scouts unterstützen Menschen, die aus Deutschland in ihr Herkunftsland zurückkehren möchten. Sie stellen eine Verbindung zu uns her. Wir bieten dann Beratungsgespräche online über Skype oder WhatsApp an. Wenn eine Person dann nach Irak zurückkehrt, führen wir ein persönliches Gespräch. Wir zeigen ihm oder ihr die besten Möglichkeiten auf. Diese Gespräche sollen dazu anregen, über mögliche Jobs nachzudenken.

Nach dem Gespräch suchen wir für den oder die Rückkehrende passende Angebote raus. Wichtig ist dabei: Wir diskutieren und sprechen mit den Menschen – aber wir entscheiden nicht für sie! Wir sind dazu da, Menschen zu unterstützen. Wir vermitteln Rückkehrenden Arbeitsplätze. Wir helfen auch, wenn jemand eine gute Geschäftsidee hat. Wir unterstützen zwar nicht direkt finanziell, bieten aber Sachleistungen an. Es gibt beispielsweise Kurse zur Unternehmensgründung oder wir stellen passende Werkzeuge oder Arbeitsgegenstände bereit.

Wie können Interessierte Sie kontaktieren?

Wir haben viele Anlaufstellen. Wir haben zum Beispiel die Reintegrations-Scouts in Deutschland. Aber auch die sozialen Medien spielen eine große Rolle. Unsere Kontaktdaten findet man auch auf der Startfinder-Website. Wir möchten, dass alle über das GMAC Bescheid wissen.

Welche Rolle spielen die lokalen Partner-Organisationen?

Das GMAC arbeitet mit 5 zivilgesellschaftlichen Organisationen in Irak zusammen: European Technology and Training Centre (ETTC), Heartland Alliance (HAI), Jiyan Foundation, Zakho Small Village Project (ZSVP) und Women Empowerment Organisation (WEO). Jede Organisation ist an einem anderen Ort tätig, um Überschneidungen zu vermeiden. Sie alle haben eine ganze Reihe von Angeboten, sodass wir uns perfekt ergänzen.

Bleiben Sie mit den Rückkehrenden auch nach der Beratung in Kontakt?

Unser regelmäßiger Kommunikationsprozess dauert 1 Jahr. In diesen 12 Monaten melden wir uns regelmäßig bei den Rückkehrern und Rückkehrerinnen. Wir bleiben also in engem Kontakt mit ihnen. Natürlich können auch sie uns jederzeit kontaktieren.

Haben Sie ein Beispiel für einen erfolgreichen Beratungsprozess?

Ich erinnere mich an eine Familie, die aus Europa zurück nach Irak kam. Ein Ehepaar mit 4 Söhnen und 2 Töchtern. Sie hatten ein Geschäft in Sulaimaniyya, bevor sie nach Europa auswanderten. Leider verloren sie bei ihrer Auswanderung fast alles. Sie hatten alles verkauft, was sie besaßen. Sie kamen mit nichts in den Händen zu uns. Mit unserer Unterstützung konnten sie ihren alten Laden wiedereröffnen. Mittlerweile ist ihr Geschäft wirklich gewachsen. Wir haben dem Vater eine Starthilfe gegeben. Nach etwa 6 Monaten haben wir 2 Söhne mit einem Paket zur Geschäftsentwicklung unterstützt, um das Geschäft auszubauen.

Was würden Sie Menschen raten, die über eine Rückkehr nach Irak nachdenken?

In sein Herkunftsland zurückzukehren ist ein Schritt, der das Leben verändert. In dieser Welt muss man geduldig sein. Man darf sich nicht darüber beschweren, nicht genug zu haben. Im Gegenteil: Um auf eigenen Füßen zu stehen und sich ein neues Leben aufzubauen, muss man hart arbeiten und neue Fähigkeiten erlernen.

Stand: 03/2023

Dieses Interview wurde sprachlich vereinfacht. So möchten wir erreichen, dass es für alle Interessierten gut verständlich ist. Wir danken Redar, dass er sich auf diese ungewohnte Sprachebene eingelassen hat.

Wir empfehlen wirklich allen, die freiwillig zurückkehren, sich für unser Programm zu melden. Es bietet so viele Vorteile.
Redar

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