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Handwerk gibt Perspektiven

In Aktion: Der Meister (r.) leitet den gambischen Teilnehmer beim Schweißen an.

Im hellen Licht des Schweißgeräts arbeitet ein junger Mann im blauen Arbeitsanzug und mit Schutzmaske konzentriert an einem Metallteil. Der erfahrene Meister neben ihm hat ihn zuvor mit dem Gerät vertraut gemacht. Hier in der Werkstatt der Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) frischt der Gambier seine ersten Erfahrungen im Schweißen auf, die er vor einigen Jahren in seinem Herkunftsland gesammelt hatte. Und er lernt dazu. Ein Zertifikat auf Deutsch und Englisch wird seine Kenntnisse bestätigen – das ist ein wichtiger Grundstein für seinen beruflichen Neustart in Westafrika.

Der Gambier ist einer von derzeit 20 Menschen, die vor der Rückkehr in ihr Herkunftsland bei den bfz individuelle Berufstrainings absolvieren. In den vergangenen Jahren haben rund 1.700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rahmen des Programms „Perspektive Heimat“ die Qualifizierungsangebote wahrgenommen. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und das Landesamt für Asyl und Rückführungen (LfAR) arbeiten mit dem Bildungsanbieter zusammen, um die Chancen von Rückkehrenden auf eine erfolgreiche und nachhaltige Reintegration zu verbessern. Auch die GIZ-Reintegrations-Scouts und das Projekt StartHope@Home von Social Impact sind dabei eingebunden.

Der Teilnehmer aus Gambia in den gut ausgestatteten Trainingsräumen der bfz in München

Passgenaue Trainings

„Wir unterstützen die Menschen überwiegend praktisch, die Qualifizierungen sind passgenau“, sagt Ilona Hörmann, bfz-Projektleiterin. Bayernweit können Rückkehrwillige dazulernen, es gibt mehr als 20 Standorte des Bildungsanbieters – von Franken bis Oberbayern. „Beim ersten Kennenlernen finden wir heraus, wo die Menschen stehen, was sie schon können und was sie vorhaben“, erklärt Hörmann die Arbeit ihres Teams. „Dann planen wir gemeinsam die nächsten Schritte.“

Auch von der Corona-Pandemie haben sich die bfz nicht ausbremsen lassen. Während früher eher in Kleingruppen gelernt wurde, werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer jetzt häufig einzeln gecoacht. Die Trainings werden meist in einer Mischung aus Online-Kurs und Präsenz-Übung durchgeführt, etwa beim Thema Photovoltaik. Hier vermittelt ein Experte das theoretische Wissen zunächst im Videokurs und zeigt dann beim praktischen Training – unter Einhaltung der Hygienevorgaben –, wie Solaranlagen funktionieren und installiert werden.

Schafzucht, Kochen oder Schneidern

Die bfz stehen seit Jahrzehnten für praxisnahe Weiterbildung in Bayern und verfügen über ein großes Netzwerk von Fachleuten. Deshalb können sie schnell Qualifizierungen für Rückkehrende in vielen Bereichen anbieten. Meistens dauern die Kurse vier Wochen. Besonders gefragt sind Kfz-Trainings oder Qualifikationen in Restaurants sowie Schneiderwerkstätten. Doch auch eher ungewöhnliche Angebote macht das bfz-Team möglich. „Vor Kurzem wollte sich jemand für die Schaftzucht qualifizieren und wir haben deshalb ein Praktikum bei einem Schäfer organisiert“, berichtet Ilona Hörmann. Gerade in einem solchen Fall ist die Zusammenarbeit mit dem LfAR hilfreich, weil sie den Prozess der Genehmigung eines möglichen Praktikums erleichtern kann.

 

Um die Perspektiven für Rückkehrende zu verbessern, arbeitet das bfz-Team eng mit den Reintegrations-Scouts und den Rückkehrberatungen in Bayern zusammen. Die Scouts knüpfen von Deutschland aus Kontakte zu den Beratungszentren von „Perspektive Heimat“ in den Herkunftsländern. „Dieses Netzwerk ist für den Erfolg wichtig“, betont Ilona Hörmann und freut sich, wenn ihr Team Rückmeldung bekommt, dass sich das Training gelohnt hat – wie neulich von einem jungen Mann aus Marokko, der dort Arbeit als Friseur gefunden hat.

Stand: 05/2021

Wir unterstützen die Menschen überwiegend praktisch, die Qualifizierungen sind passgenau.
Ilona Hörmann

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