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Kinder und alleinerziehende Mütter stehen an erster Stelle

Berater Kwaku Yeboah am Ghanaisch-Europäischen Zentrum für Jobs, Migration und Entwicklung in Accra informiert über Hilfen für Familien.

Kinder und alleinerziehende Mütter stehen an erster Stelle

Kwaku Yeboah ist Berater am Ghanaisch-Europäischen Zentrum für Jobs, Migration und Entwicklung (GEC) in Accra. Im Interview erzählt er, wie das GEC-Team Familien unterstützt, die nach Ghana zurückkehren.

Welche Dienstleistungen bieten Sie für Rückkehrende an?

Wir beraten allgemein. Wir unterstützen die Menschen dabei, sich wieder im Land zurechtzufinden. Wir beraten sie zu ihrer Berufswahl und vermitteln Jobs. Mit unseren Diensten unterstützen wir das ghanaische Ministerium für Beschäftigung und Arbeitsbeziehungen beim Thema Migration und Beschäftigung.

Sie beraten nicht nur einzelne Rückkehrende, sondern auch Familien, die zurückgekehrt sind. Worauf achten Sie dabei besonders?

Familien-Rückkehrende sind Menschen, die nicht allein, sondern mit Partner*in und/oder Kindern aus dem Ausland wieder zurück nach Ghana kommen. Die Fälle von Familien-Rückkehrenden sind immer etwas Besonderes: Wir müssen uns um eine ganze Familie kümmern, nicht nur um die Bedürfnisse einer einzelnen Person.

Kwaku Yeboah und sein Team schenken den Nöten von Frauen und Kindern viel Aufmerksamkeit.

Wir bieten Notunterkünfte an, aber auch medizinische, wirtschaftliche und psychosoziale Unterstützung. Familien brauchen häufig etwas mehr Unterstützung. Kinder im schulpflichtigen Alter müssen zur Schule gehen, also unterstützen wir sie mit einer einmaligen Zahlung des Schulgeldes. Eine zurückgekehrte Familie mit gesundheitlichen Problemen erhält medizinische Soforthilfe. Die Kinder haben für uns immer oberste Priorität – sie brauchen Unterstützung, um sich in ihrer neuen Umgebung einzuleben.

Was genau bedeutet Unterstützung?

Wir gehen auf die Menschen und ihr Können ein. Einige können schon etwas Bestimmtes: zum Beispiel Näherinnen und Gastronomen. Wir unterstützen sie darin, ihr Können aufzufrischen und etwas daraus zu machen – wenn sie das möchten.

Wir bieten auch psychosoziale Unterstützung für Familien an, vor allem für solche mit Kindern. Viele Kinder sind nicht hier geboren. Sie haben keinen Freundeskreis und keine familiäre Unterstützung. Sie haben nur ihren Vater und ihre Mutter. In diesem Fall schalten wir Berater*innen ein. Sie unterstützen die Kinder, sich in der neuen Situation zurechtzufinden.

Welche Herausforderungen begegnen Ihnen, wenn Sie Familien unterstützen wollen?

Meistens geht es um den Lebensunterhalt. Ich erinnere mich an einen Fall in Kumasi: Es kam eine Frau mit 4 Kindern. Die Kinder waren 3, 5 und 6 Jahre alt, eins war noch ein Baby. Diese Frau kam allein, ohne Ehemann. Man kann sich den Stress und den Druck vorstellen, den die Mutter durchmacht. Solchen Menschen schenken wir besondere Aufmerksamkeit: Wir ziehen eine Psycholog*in hinzu und finden schnell familiäre Unterstützung, die zu ihnen passt.

Wir führen für alle Rückkehrenden Nachuntersuchungen und Besprechungen durch. Wir wollen sehen, wie es ihnen geht, wenn sie wieder eine Weile im Land sind.

Arbeitet das Zentrum mit anderen Einrichtungen zusammen, um Rückkehrende zu unterstützen?

Ja, wir vermitteln auch an Partnerorganisationen weiter. So haben wir während des Ausbruchs der Pandemie im Jahr 2020 einige Rückkehrende an staatliche Einrichtungen verwiesen. Darunter waren auch Familien. Ein Partner war zum Beispiel die National Disaster Management Organization, die insbesondere bedürftige Familien unterstützt hat.

Unterstützen Sie auch die lokale Bevölkerung?

Unsere Dienste beschränken sich nicht nur auf Rückkehrende, sondern kommen auch den sogenannten potenziellen Migrant*innen zugute. Das sind diejenigen, die überlegen, Ghana zu verlassen.

Wir bieten gemeindebasierte Unterstützungsdienste an. Diese richten sich an Gruppen. Eine Gruppe von 4 jungen Menschen kann sich zusammenfinden, um ein Projekt durchzuführen. Und wir unterstützen dieses Projekt dann. Zu den gemeindebasierten Projekten gehören die Verarbeitung von Gari (lokalen Lebensmitteln), die Herstellung von Seife und die Rinderzucht.

Wir unterstützen also Einzelpersonen, aber auch Gruppen. Familien, die sich einer Gruppe anschließen wollen, können ebenfalls von diesen Projekten profitieren.

Mit welchen Fragen und Themen wenden sich die Menschen an das GEC?

Manche Eltern rufen fast jedes Mal am Ende des Schuljahres an. Sie haben kein Geld für die Schulgebühren, die Uniformen oder Bücher für ihre Kinder. Manchmal ist es so, dass die Eltern Probleme haben und noch kein Geld verdienen. Wir unterstützen sie je nach Bedarf und so gut wir können. Wir müssen unsere Mittel natürlich gerecht auf viele Menschen verteilen. Deshalb ermutigen wir die Eltern, sich darauf zu konzentrieren, selber Geld zu verdienen.

Die Beratungen und Dienste des Ghanaisch-Europäischen Zentrums für Jobs, Migration und Entwicklung sind kostenlos.

Was kosten die Dienstleistungen des GEC?

Unsere Dienste und Beratungen sind kostenlos.

Wie geschlechtersensibel sind Ihre Programme für Familien?

Wir bemühen uns immer um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Geschlechtern – in all unseren Programmen und vor allem bei den gemeindebasierten Projekten. Wir glauben, dass Frauen einige der Gemeindeprojekte besser leiten als Männer. Frauen sind oft hervorragende Managerinnen. Deshalb übergeben wir ihnen gern die Leitung von lokalen Projekten in ihren Gemeinden. Ihr Können hat oft damit zu tun, dass sie auch zu Hause ihre Familien managen. Sie können gut organisieren. Da gibt es zum Beispiel das Projekt in Berekum: Dort stellen Frauen Seife her, vermarkten die Produkte und sorgen dafür, dass die Wirtschaft im Ort gut läuft. Das Zentrum bietet mehr Möglichkeiten für Frauen an.

Stand: 07/2023

Dieses Interview wurde sprachlich vereinfacht. So möchten wir erreichen, dass es für alle Interessierten gut verständlich ist. Wir danken Herrn Yeboah, dass er sich auf diese ungewohnte Sprachebene eingelassen hat.

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