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Eine berufliche Zukunft für junge Menschen

Teilnehmer Dodou untersucht ein Solarpanel.

Eine berufliche Zukunft für junge Menschen

In Gambia sind rund 41,5 % der 18- bis 35-Jährigen arbeitslos. Dies sind Zahlen aus einer Arbeitsmarkterhebung von 2018. Der zentrale Grund: Vielen fehlen die Fertigkeiten, die man für einen gut bezahlten Job braucht. Um ihnen eine Perspektive zu geben, bieten das Deutsch-Gambische Beratungszentrum für Jobs, Training und Reintegration (GGAC) und das Gambia Technical Training Institute (GTTI) gemeinsam Möglichkeiten an, sich fortzubilden. Die Kurse richten sich an arbeitslose junge Menschen und Rückkehrende, die ihre Jobchancen erhöhen möchten. Die Kurse dauern 9 Monate. Das GGAC und das GTTI arbeiten eng mit dem Privatsektor zusammen, um den Trainees ein einmonatiges Industriepraktikum anbieten zu können. Es gibt beispielsweise Kurse in Solartechnik, Landmaschinenmechanik und Bauwesen. 

Mithilfe des Programms qualifizieren sich die jungen Menschen beruflich und haben so eine größere Chance auf einen Job. „Sie entwickeln in dem Programm ihre Kreativität und relevante Fertigkeiten. Sie lernen ihre Branche zu verstehen und können Gelerntes praktisch anwenden“, sagt Wandifa Fatty, Zentrumsmanager beim GTTI. 

Die gelernte Mechanikerin Kaddy beim Schweißen.

„Mehr als 90 Prozent sind anschließend in Vollzeit beschäftigt“

Die Berufsausbildung vermittelt den Teilnehmenden die Fertigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind. Sie ist von der nationalen Akkreditierungs- und Qualitätssicherungsbehörde (National Accreditation and Quality Assurance Authority, NAQAA) zertifiziert. Die Ausbildung umfasst theoretischen und praktischen Unterricht. Dazu gehören nicht nur fachliche Inhalte, sondern auch grundlegende Fertigkeiten wie Lesen und Rechnen. Auf die Ausbildung folgt das Praktikum bei Partnern aus dem Privatsektor. Hier können Auszubildende ihre praktischen und technischen Fertigkeiten entwickeln und ausbauen.

Nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung werden die Absolventinnen und Absolventen mit Soft-Skills-Trainings (Unternehmertum, Kommunikation, Marketing) und bei der Jobsuche unterstützt. Sie lernen, wie sie Anschreiben und Lebenslauf verfassen und worauf es bei Bewerbungsgesprächen ankommt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: „Mehr als 90 Prozent sind anschließend in Vollzeit beschäftigt. Einige eröffnen eigene Werkstätten, andere reisen durch das Land, um zu arbeiten“, sagt Wandifa Fatty. „Unsere Kurse werden immer beliebter und gelten als förderlich für die Industrialisierung und ein gutes Leben. Viele junge Menschen haben inzwischen die Bedeutung der technischen und beruflichen Aus- und Weiterbildung erkannt.“ 

Feinarbeit: Mechanikerin Kaddy beim Vermessen.

Arbeitskräfte vom Land finden Jobs

Die Ausbildungskurse des GTTI sollen Arbeitskräften vom Land Jobs in der Schweißindustrie, im Baugewerbe und im Bereich Solartechnologie ermöglichen. Dass das funktioniert, zeigt der Fall von Muhammed: Er ist Absolvent des Programms und arbeitet mittlerweile als Schweißer in einer Werkstatt in Soma, der Lower River Region. „Die Ausbildung hat mein Leben zum Guten verändert. Ich kann jetzt den Menschen in meiner Stadt meine Dienste anbieten. Vor ein paar Jahren war das undenkbar“, sagt der 34-Jährige. 

Für Muhammed ist der wertvollste Aspekt des Programms die praktische Ausbildung, bei der er seine technischen Fertigkeiten in einem industriellen Schweiß- und Fertigungsunternehmen entwickeln konnte. „Ich habe mein Praktikum beim ACE-Workshop in Westfield, Serrekunda gemacht. Das hat mich zum Lernen motiviert und hat mich mit verschiedenen Maschinen und Techniken vertraut gemacht.“

Der Wunsch nach Weiterbildung

Die Teilnehmenden werden auch dazu inspiriert, sich weiterzubilden, Netzwerke aufzubauen und Management-Fertigkeiten zu entwickeln. „Ich habe im August 2021 meinen Abschluss gemacht und kurze Zeit später einen Vertrag als Solartechniker unterschrieben“, sagt Dodou, der den Kurs zur Solartechnik besuchte. Am GTTI erwarb er theoretisches und praktisches Wissen über einfache Solaranlagen für den Hausgebrauch. Im Berufsalltag war es anschließend seine Aufgabe, kleine Solar-Home-Systeme in Häusern, Gärten und Gemeinden zu installieren, zu reparieren und zu warten. Zurzeit absolviert der 27-Jährige einen Aufbaukurs in Solartechnologie im Sterling Technical Training Center. Die Weiterbildung bereitet ihn auf die Übernahme komplexer und industrieller Solaranlagen vor. Er kann damit außerdem Ausbilder für Solartechnik für einfache Solaranlagen werden.

Auch Frauen haben eine Chance

Mädchen und Frauen, die früher auf Hausarbeit beschränkt waren, können durch die Ausbildung nun in typischen Männerberufen arbeiten. Das Programm gibt ihnen das nötige Selbstvertrauen, sich beruflich zu verwirklichen und eine Zukunft voller Möglichkeiten zu schaffen – so wie Kaddy es tut. Die 31-Jährige wurde beim GTTI im Bereich Landtechnik als Mechanikerin (Schweißen) ausgebildet. 

Derzeit macht sie eine weitere berufsbegleitende Ausbildung bei einem lokalen Unternehmen. „Ich habe allen Widrigkeiten getrotzt, um eine Karriere in einer von Männern dominierten Branche anzustreben“, sagt Kaddy. Sie schweißt unter anderem Haustüren, Tore und Ständer für Wassertanks. „Meine Arbeit macht mir Spaß und ich möchte junge Mädchen motivieren, eine Karriere in dem Bereich zu verfolgen, der ihnen liegt und Freude macht.“ Sie wünscht sich, dass Mädchen die Arbeit des Mechanikers nicht mehr als reinen Männerjob betrachten und deshalb davor zurückschrecken. 

 Eine Frau in rosa-lila Batik-Shirt und mit Hidschab lächelt in die Kamera und hält sich mit ihrer linken Hand an einer Schweißmaschine fest, die neben ihr steht.
Mechanikerin Kaddy hat sich in einer Männerdomäne durchgesetzt.

Kaddy weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig der Einstieg sein kann. Das ist für sie aber kein Grund, aufzugeben oder es nicht zu versuchen: „Ich habe mittlerweile die volle Unterstützung meiner Familie, in diesem Beruf zu arbeiten. Auch mein Vater unterstützt mich nun, obwohl er früher dagegen war, weil ich eine Frau bin. Jetzt sieht er, wie erfolgreich ich bin und hat seine Meinung geändert.“

Stand: 06/2022

Ich habe allen Widrigkeiten getrotzt, um eine Karriere in einer von Männern dominierten Branche anzustreben.
– Kaddy

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