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„Zusammen finden wir eine Lösung“

Zuhören, Perspektiven erarbeiten und Hilfe vermitteln.

„Zusammen finden wir eine Lösung“

Das Irakisch-Deutsche Zentrum für Jobs, Migration und Reintegration in Bagdad (GMAC) bietet psychosoziale Beratung an, um Rückkehrenden so gut wie möglich zu helfen. Gesundheitsberater Ali erklärt im Interview, wie das funktioniert. Ihm ist vor allem wichtig, dass Menschen sich bei ihm sicher fühlen.
 

Welche psychosozialen Angebote gibt es im Zentrum und für wen?

Unsere Angebote richten sich an Rückkehrende aus Deutschland und anderen Ländern der Europäischen Union. Wir bieten den Menschen eine erste Beratung an. Dabei schätzen wir ihre Lage ein. Darauf basierend können wir sie an unsere Partnerorganisationen weiterleiten. Dort bekommen sie weitere Unterstützung. Wir arbeiten zum Beispiel mit Psychologen und Ärzten zusammen.

Mit welchen Sorgen und Anliegen kommen die Menschen zu Ihnen?

Häufig sind die Rückkehrenden traumatisiert, die zu mir und meinem Team kommen. Sie haben Angststörungen oder Depressionen und Zukunftsängste. Die Menschen sind verunsichert, weil sie keinen Job haben. Sie erzählen uns, dass sie den ganzen Tag zu Hause sind. Dadurch haben sie Probleme und Streit mit ihren Familien. Sie wissen einfach nicht, was sie tun sollen.

Wie läuft eine psychosoziale Beratung im Zentrum ab?

Zuerst geht es darum, eine Verbindung aufzubauen. Wer zu uns kommt, soll sich wohl fühlen. Ich gebe Menschen die Möglichkeit, frei zu sprechen. Es geht um Erfahrungen, Gefühle und die momentane Lebenssituation. Anschließend füllen wir gemeinsam einen Fragebogen aus, in dem es um die mentale Gesundheit geht. Mit den Ergebnissen des Fragebogens und aus dem Gespräch schätzen ich und mein Team dann den Gesundheitszustand der Person ein. Wir entscheiden also, ob er oder sie weitere psychosoziale Unterstützung benötigt. Wenn ja, überlegen wir, welche Partnerorganisation am besten passt. Manche Menschen wollen auch einfach nur mal reden und loswerden, was ihnen auf dem Herzen liegt. Wichtig ist: Die Beratungen sind kostenlos.

Was ist das Besondere an psychosozialer Beratung?

Das Thema mentale Gesundheit ist hier in Irak stigmatisiert. Das heißt, viele wagen nicht, über Belastungen zu reden. Aber bei uns können sich die Menschen frei äußern. Denn alles, was wir besprechen, ist streng vertraulich und geheim. Niemand außer mir erfährt davon, dass er oder sie in psychosozialer Beratung oder Behandlung ist. Wir senden die Namen der Betroffenen nicht an unsere Partnerorganisationen. Betroffene bekommen bei uns eine Code-Nummer zugeteilt. Nur die Code-Nummer geben wir weiter. Dadurch können wir mit den Partnerorganisationen über Personen sprechen und das bestmögliche Angebot für sie finden, ohne dass ihre Namen bekannt werden.

Wie bauen Sie eine Verbindung und Beziehung zu den Menschen auf?

Betroffene haben oft entweder Geldprobleme oder leben weit weg von Bagdad – daher finden die meisten Beratungen digital statt. Am Bildschirm ist es manchmal schwieriger, sofort eine Verbindung aufzubauen. Aber auch das klappt am Ende immer gut. Um den Menschen gut helfen zu können, müssen wir viel über sie erfahren. Ich fange langsam an und frage sie, wie ihr Leben gerade ist. Ich bin sehr offen mit ihnen. Ich zeige ihnen klar auf, was wir machen. Jeder Fall ist unterschiedlich, jeder Mensch hat andere Hintergründe, ob sozial oder familiär. Nach der ersten Beratung entscheide ich, wie es weitergeht. Ob es das richtige für die Person ist, eine Ausbildung oder einen Job anzufangen. Oder ob jemand weitere medizinische Hilfe oder psychotherapeutische Behandlung braucht. Zusammen finden wir dann eine Lösung.

Stand: 08/2022

Dieses Interview wurde sprachlich vereinfacht. So stellen wir sicher, dass es für alle Interessierten gut verständlich ist.

Das Thema mentale Gesundheit ist in Irak stigmatisiert. Aber bei uns können die Menschen frei sprechen.
Ali

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