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„Genau auf die Person zugeschnitten“

 Ein Mann lehnt an einem Geländer und lächelt in die Kamera.
Gildas Bagné kommt selbst aus Côte d'Ivoire und berät vor allem Rückkehrerinnen und Rückkehrer aus Westafrika.

„Genau auf die Person zugeschnitten“

Coach Gildas Bagné von Social Impact StartHope@Home hilft Rückkehrerinnen und Rückkehrern, eine Geschäftsidee und einen Businessplan für den Neustart in ihrem Herkunftsland zu entwickeln. Bagné plant jedes Coaching individuell, um die maximale Wirkung zu erzielen. 

Herr Bagné, Ausreisewillige erhalten bei Ihnen wertvolle Unterstützung. Wie finden sie zu Ihnen?
Sie können auf eigene Faust kommen oder sie werden von einer Rückkehrberatung, einer Nichtregierungsorganisation oder von Freiwilligen, die an Rückkehrprogrammen beteiligt sind, an uns verwiesen. 

Was passiert, wenn sie zum ersten Mal mit Ihnen in Kontakt treten?
Wir beginnen mit einem Gespräch, in dem ich herausfinden möchte, woher die Person kommt und wohin sie möchte. Sobald eine Teilnahmevereinbarung unterzeichnet ist, beginne ich mit dem Profiling, einer individuellen Einschätzung der Person: ihr beruflicher Hintergrund, ihre persönliche Geschichte sowie ihre Erwartungen und Fähigkeiten. Dann finden wir ein gemeinsames Ziel und entwerfen einen Qualifizierungsplan. 

Auch Hausaufgaben gehören dazu

Wie sieht dieser Plan aus? 
Das Programm kann zwischen zwei und acht Wochen dauern, je nachdem, wie viel Zeit die Person in Deutschland verbracht hat, wie motiviert sie ist und welche Fähigkeiten sie mitbringt. Jeder Qualifizierungsplan wird genau auf die Person zugeschnitten, denn er muss zu ihrem Wissen und ihren Wünschen passen. Und dann coache ich sie oder ihn auf individueller Basis, in der Regel zwei Stunden pro Tag, derzeit über Videokonferenzsysteme. Nach jeder Sitzung erhalten die Teilnehmenden Hausaufgaben.

Kommen die Menschen bereits mit konkreten Wünschen zu Ihnen?
Manchmal haben sie sehr konkrete Vorstellungen. So wie ein Mann aus Nigeria, der beschlossen hatte, nach Benin City zurückzukehren und dort auf einem berühmten Markt namens New Benin ein Geschäft zu eröffnen. Andere kommen und haben überhaupt keinen Plan. Dann müssen wir erst einmal herausfinden, was zu ihnen passen könnte, wo ihre Stärken und Qualifikationen liegen, und auf dieser Basis eine Geschäftsidee entwickeln. 

Fokus auf Menschen aus Westafrika

Bemerken Sie eine Vorliebe für eine bestimmte Branche? 
Eindeutig ja: Etwa 60 Prozent der Menschen, die ich berate, entscheiden sich für die Landwirtschaft. Das mag daran liegen, dass der Agrarsektor in vielen Entwicklungsländern einen großen Teil der Wirtschaft ausmacht. Es könnte auch damit zusammenhängen, dass die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Coaching-Programms nur die Grundschule oder Sekundarstufe besucht haben. Weitere 20 Prozent der Menschen interessieren sich für Mode und Kleidung, dann kommen Gastronomie und Catering, Kunsthandwerk, Malereihandwerk und Fliesenlegen. 

Gibt es so etwas wie die typische Rückkehrerin oder den typischen Rückkehrer?
Man findet Menschen aus verschiedenen Altersgruppen und mit unterschiedlichem persönlichem und beruflichem Hintergrund. Aber es gibt tatsächlich so etwas wie ein Muster: Die meisten Teilnehmenden sind männlich, nur 15 Prozent sind Frauen. Sie haben in der Regel keinen Hochschulabschluss und sind zwischen 25 und 35 Jahre alt. Die meisten derjenigen, die ich berate, kommen aus Westafrika – wie ich selbst auch. Ich stamme aus Côte d'Ivoire.

Coach Gildas Bagné im Gespräch mit einem Rückkehrer.

Auf Sorgen wegen mangelnder Sicherheit und schlechter Infrastruktur eingehen

Was benötigen diese Menschen am meisten, wenn sie zu Ihnen kommen?
Das Wichtigste ist eine tragfähige Geschäftsidee – eine, die der Nachfrage des Marktes, aber auch ihren persönlichen Stärken entspricht. Meiner Meinung nach braucht es auch Leidenschaft, um erfolgreich zu sein. Wir versuchen also herauszufinden, was zu ihnen passt, worin sie wirklich gut sind und wo sie sich mit ganzem Herzen engagieren können. Daraus entwickeln wir das Geschäftsmodell und dann den konkreten Businessplan. Und dafür nehmen wir uns Zeit, denn das ist der Kern ihres neuen Lebens. 

Wovor haben die Menschen am meisten Angst, wenn sie nach Hause zurückkehren? 
In der Regel sind es zwei Dinge, die sie beunruhigen: mangelnde Sicherheit und schlechte Infrastruktur. Das müssen wir berücksichtigen und in die Geschäftspläne einbeziehen. In vielen afrikanischen Ländern gibt es zum Beispiel keine stabile Stromversorgung. Geschäftsleute müssen also Generatoren kaufen und die Kosten dafür aufbringen. Ich hatte zum Beispiel einen Teilnehmer aus Senegal. Er wollte Gemüseanbau in einem eher trockenen Gebiet betreiben. Er hatte zwar Land, aber das Wasser war ein Problem. Also mussten wir einen Investitionsplan aufstellen, der die Wasserversorgung einschloss. 

 Ein Mann sitzt vor einem Laptop, auf dem ein Diagramm zur Stärken-Schwächen-Analyse aufgerufen ist.
Auch die Analyse von Stärken und Schwächen gehört zum Coaching.

Bekommen Sie während des Coachings ein Gefühl dafür, ob die Teilnehmer und Teilnehmerinnen es schaffen können, mit ihrem neuen Unternehmen erfolgreich zu sein?
Das tue ich. Und meinem Gefühl nach werden die meisten von ihnen es schaffen. Denn wenn sie zurückkehren, haben sie einen echten Geschäftsplan, dem sie folgen können, und sie erhalten finanzielle Unterstützung aus verschiedenen Quellen, um diesen Plan umzusetzen. Außerdem bin ich offen dafür, sie von hier aus weiter zu begleiten. Das Coaching ist intensiv und die Teilnehmenden verlassen Deutschland gut vorbereitet auf die neue Phase in ihrem Leben.

Stand: 09/2021

Das Wichtigste ist eine tragfähige Geschäftsidee – eine, die der Nachfrage des Marktes, aber auch ihren persönlichen Stärken entspricht.
Gildas Bagné

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