Direkt zum Inhalt
Menü

Wie Milica nach dem Jugendgefängnis in ein neues Leben aufbricht

Milica hat ihrem Leben eine neue Richtung gegeben.

Wie Milica nach dem Jugendgefängnis in ein neues Leben aufbricht

Milicas Start ins Leben war sehr schwierig. Mit Unterstützung des DIMAK konnte die junge Serbin eine Ausbildung machen und durch psychosoziale Angebote einen neuen Weg einschlagen. Inzwischen berät sie Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenslagen. Und sie schreibt Gedichte über ihre Erfahrungen und Gefühle. Hier berichtet sie von ihrem beeindruckenden Aufbruch.

Vor wenigen Jahren saß ich noch im Jugendgefängnis. Heute will ich ein Vorbild sein. Ein Vorbild für alle, die Schwierigkeiten haben, aber ihr Leben verbessern wollen. Ich hatte für meinen Neustart Unterstützung vom Deutschen Informationszentrum für Migration, Ausbildung und Karriere (DIMAK) bekommen.

Aber von Anfang an: Meine Eltern waren drogenabhängig. Ich lebte bei meinem Großvater, bis er starb. Damals war ich erst 6 Jahre alt. Meine Tante wurde mein gesetzlicher Vormund. Doch ich war wütend und unglücklich bei ihr. Deshalb zog ich lieber durch Belgrads Straßen.

Mit 11 Jahren rannte ich von der Tante weg zu meinem Vater. Der war eben aus dem Gefängnis entlassen worden. Er wollte mich aber nicht bei sich haben. Verzweifelt landete ich in einer Einrichtung für Kinder ohne elterliche Aufsicht. 

Der falsche Weg und das Jugendgefängnis

Einige Jugendliche dieser Einrichtung sind dort kriminell geworden. Ich wusste, dass es falsch war. Aber ich dachte, es sei der einzige Weg, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Auch ich begann, Straftaten zu begehen. Schließlich landete ich mit 15 Jahren im Jugendgefängnis in Kruševac, 200 Kilometer von meinem Zuhause entfernt. Dort musste ich fast 3 Jahre bleiben.  

Das war der Zeitpunkt, an dem es mir endgültig klar wurde. Ich war auf dem falschen Weg und musste mich ändern. Aber wie macht man das im Gefängnis? Dort sind die Aufsichtspersonen vor allem damit beschäftigt, zu erklären, was erlaubt ist und was nicht.

Aber im Gefängnis gab es Beratung durch Neostart. Das ist eine Organisation, die Unterstützung nach dem Strafvollzug anbietet. Auch GRiG hat uns beraten. Das ist eine Organisation, die Kindern hilft, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. Ich nahm die Angebote an. 

Nach der Entlassung aus dem Gefängnis kehrte ich zu meiner Tante zurück und überlegte, wie ich mein Leben in Ordnung bringen könnte.

Ich suchte Unterstützung bei vielen Organisationen. So hörte ich vom Café Bar 16. Es ist nicht irgendein Café, sondern sie geben Leuten wie mir eine Chance auf Arbeit und Ausbildung. Und ich brauchte Hilfe: Ich hatte nur die Grundschule abgeschlossen, die besucht man in Serbien 8 Jahre lang. Und ich war vorbestraft. Mir standen nicht viele Türen offen.

Alle Hilfsangebote angenommen

Das Zentrum für Jugendintegration (CIM) betreibt die Café Bar 16. Das CIM bot mir Anfang 2022 an, eine Berufsausbildung zur Kellnerin und Barkeeperin zu machen.

Während dieser Ausbildung kam ich in Kontakt mit dem DIMAK und nahm an einem Workshop zur Selbsthilfe teil. Wenn ich mich nicht um mich selbst kümmere, wer dann?

Ich habe so viele Leute kennengelernt. Ich bedaure nur, dass der Workshop während der Corona-Pandemie war. Denn deshalb war er online.

Ich bin überzeugt, dass mich der Workshop stark gemacht hat, meine Angst vor Herausforderungen zu überwinden. Natürlich ist die Angst nicht ganz verschwunden. Aber ich habe gelernt, mit ihr umzugehen. Ich fühle mich jetzt viel wohler in meiner Haut.

 

Milica absolviert in der Café Bar 16 eine Berufsausbildung.

Gedichte auf Englisch

Zudem vermittelte mir das CIM einen zusätzlichen Job im Muzej Jugoslavije (Museum von Jugoslawien). Dort arbeite ich heute noch, hauptsächlich an den Wochenenden.

Obwohl ich mir die Sprache selbst beigebracht habe, spreche ich sehr gut Englisch. Ich schreibe auch Gedichte auf Englisch. Darin verarbeite ich meine Erfahrungen. Heute verfolge ich viele Ziele und blicke positiv in die Zukunft: Alles interessiert mich so sehr, dass ich mich nicht nur auf eine Sache festlegen möchte. 

Besonders gerne unterhalte ich mich mit ausländischen Besuchern im Museum. Meine Arbeit und meine Einstellung beeindruckten die Museumsleitung so sehr, dass sie mir die Leitung von Workshops für Kinder anvertraute.

Ein offenes Ohr für Kinder und Jugendliche

Außerdem hat mich die Organisation GRiG gebeten, Kinder zu beraten. Ich habe inzwischen viele Kinder getroffen, die ein Leben führen, wie ich es auch gelebt habe. Ich sehe, wie sie auf meine Erzählungen reagieren. Es macht einen großen Unterschied, wenn die Jugendlichen jemanden wie mich sehen. Jemanden, der selbst mal auf der schiefen Bahn war. 

Netzwerk der Unterstützung

Milica wurde unterstützt durch:


Stand: 07/2023

Der Workshop zur Selbsthilfe hat mich stark gemacht, meine Angst vor Herausforderungen zu überwinden.
Milica

Weitere Erfahrungen