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Ein Platz für Kinder und Jugendliche

Café 16 ist eine wichtige Anlaufstelle für Jugendliche in Belgrad.

Ein Platz für Kinder und Jugendliche

Die 16, die dem Café den Namen gegeben hat, ist groß an die Wand gesprüht. Das Graffiti ist ein Hingucker in dem blauen Raum, in dem sich junge Leute die Zeit vertreiben, reden, Kaffee trinken, Dart spielen, lachen. Mit 15 Jahren endet in Serbien die 8-jährige Grundschule. Und mit 15 wissen viele Mädchen und Jungen nicht, wie es weiter geht. Besonders wenn sie aus Familien kommen, die arm sind und am Rande der Gesellschaft leben. Das Café 16 ist eine Anlaufstelle für Jugendliche. Ein Ort zum Wohlfühlen und ein Ort, um Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln. Das Zentrum für Jugendintegration (CIM) hat das Café 2017 eröffnet.

Jasna Bratičević kennt die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen.

Das CIM ist eine soziale Bürgerinitiative und Partner vom Deutschen Informationszentrum für Migration, Ausbildung und Karriere (DIMAK). Gemeinsames Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen, die in Serbien leben oder dorthin mit ihren Familien zurückkehren, Unterstützung und Perspektiven für ihr Leben zu geben. „Wir arbeiten sehr gut mit dem DIMAK zusammen“, betont CIM-Programmkoordinatorin Jasna Bratičević: „Bildung und psychosoziale Unterstützung sind die Säulen unserer gemeinsamen Arbeit.“

Die Not der Kinder sehen

2004 wurde das CIM in Belgrad von Freiwilligen gegründet. Sie wollten nicht mehr die Augen vor der Not von Kindern in ihrer Stadt verschließen. Sie machten sich auf den Weg an Orte, an denen Kinder arbeiteten und lebten. Sie gingen zu den Schlafplätzen in Slums. „Wir haben mit ihnen gesprochen und so erfahren, was ihre dringendsten Bedürfnisse sind“, erinnert sich Jasna Bratičević. „Es ist unglaublich, wie leicht wir aus der Mittelschicht missverstehen, was die Menschen und insbesondere die Kinder in großer Armut tatsächlich am meisten brauchen.“ Was die Straßenkinder brauchten, war ein sicherer Ort, an dem sie sich ausruhen und etwas essen konnten. Die Kinder wollten auch gerne ihre Wäsche waschen.

Im Café 16 werden Jugendliche ausgebildet.

Hilfe in der Tagesunterkunft „Svratište“

So eröffnete CIM 2007 seine erste Tagesunterkunft im östlichen Belgrader Stadtteil Zvezdara. Ihr Name Svratište („Schutzraum“) ist inzwischen zu einer Marke geworden. „Manchmal haben die Leute noch nie vom CIM gehört, aber sie kennen Svratište“, sagt Jasna Bratičević. 3 Jahre später eröffnete das CIM das zweite Zentrum in Neu-Belgrad. In den Unterkünften können sich die Kinder ausruhen, ihre Kleidung waschen und etwas essen. Und dort unterstützen CIM-Experten und -Expertinnen die Mädchen und Jungen.

Der Schwerpunkt liegt dabei auf Bildung. „Ohne sie ist es für die Kinder fast unmöglich, aus dem Armutskreislauf auszubrechen. Die meisten von ihnen – wir nennen sie ,unsere Kinder‘ – haben Familien. Aber diese leben seit Generationen auf dieselbe Weise“, sagt die CIM-Koordinatorin. „Die Kinder sind oft nicht eingeschult oder haben viel Zeit in der Schule verpasst.“ Das CIM spricht mit den Eltern und unterstützt sie dabei, fehlende Dokumente zu beschaffen, damit die Kinder in der Schule angemeldet werden können. „Die Familien ohne Papiere leben oft völlig ausgeschlossen von der Gesellschaft“, erklärt Jasna Bratičević.

Eine Anlaufstelle für Ältere im Café 16

In den Tageszentren unterstützt das CIM Kinder im Alter von 5 bis 15 Jahren. Doch was dann? Unter dem Druck von Armut, fehlender Bildung und mangelnder Vorbilder gehen nur wenige in eine weiterführende Schule. Die meisten fangen sofort an zu arbeiten, fast immer ohne Vertrag. Meist ist es harte körperliche Arbeit auf dem Bau oder das Sammeln von Wertstoffen aus dem Abfall. In dieser schwierigen Situation wollte das CIM auch jenen einen Ort bieten, die zu alt für die Tageszentren sind. So wurde das Café 16 ins Leben gerufen. In diesem Sozialunternehmen werden Jugendliche ausgebildet. Außerdem wird Beratung angeboten, auch in Kooperation mit dem DIMAK. Mehr als 60 Jugendliche und junge Erwachsene haben bereits spezielles Mentoring und Unterstützung erhalten. Einige arbeiten immer noch im Café, viele andere haben nach der Ausbildung andere Jobs angenommen. Da ist zum Beispiel Albert, der hier seine Geschichte erzählt.

Schutz der jungen Menschen

„Wir können den Jugendlichen helfen, einen Job zu finden. Aber wir wollen auch wissen, für wen sie arbeiten, denn sie sollen sicher sein“, betont Jasna Bratičević. Eine reguläre Arbeitsstelle zu bekommen, sei ein großer Schritt für die jungen Leute. „Das stärkt ihr Selbstvertrauen und ihr Selbstwertgefühl. Endlich haben sie die Mittel, um eine Wohnung zu mieten und die Slums zu verlassen.“ Einige ehemalige Schützlinge haben inzwischen sogar weiterführende Schulen besucht, was ihre Berufsaussichten weiter verbessert. „Wir sind für sie da, bis sie auf eigenen Füßen stehen“, sagt Jasna Bratičević.
 

Stand 11/2022

Wir sind für die Jugendlichen da, bis sie auf eigenen Füßen stehen.
Jasna Bratičević

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