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Kinder und alleinerziehende Mütter haben Vorrang

Foto: Igor Jovanović

Kinder und alleinerziehende Mütter haben Vorrang

Ivana Ristićević ist Beraterin am DIMAK-Informationszentrum in Belgrad. Im Gespräch berichtet sie über Herausforderungen für Familien bei der Rückkehr nach Serbien.


Sie beraten auch rückkehrende Familien. Was ist hierbei besonders zu beachten?
 

Wir vom DIMAK konzentrieren uns immer auf das Wohl der Kinder. Sie haben Vorrang. Denn ihre Bedürfnisse machen es viel dringender, die offenen Fragen bei der Rückkehr zu lösen. Abgesehen von existenziellen Themen wie Einkommen, Wohnung, Essen und Kleidung müssen sich Familien mit Kindern besonders schnell integrieren. Andernfalls könnten die Kinder in der Schule zu viel verpassen und die Motivation für die Ausbildung verlieren.

Ist das Thema Schule schwierig?

Für manche Rückkehrende ist es nicht einfach, vor allem wenn die Kinder noch nie eine serbische Schule besucht haben. Um sie einzuschulen, sind formale Schritte nötig. Die Familien müssen bei den Behörden registriert werden. Dies empfinden beispielsweise rückkehrende Roma häufig als feindselig und diskriminierend, auch wenn das Verfahren für die gesamte Bevölkerung gleich ist. Doch wir haben Verständnis für die Menschen und ihr Misstrauen. Das hat ihnen das Leben beigebracht.

Mögen Sie das näher erklären?

Einige Menschen haben ihr ganzes Leben lang Ausgrenzung und Ablehnung erlebt. Verständlicherweise erwarten sie eher Sanktionen statt der versprochenen Vorteile, wenn sie sich registrieren lassen. Aber diese Formalität ist ein absolutes Muss. Und es ist meine Aufgabe, dies schon beim ersten Kontakt zu erklären und die Menschen zu ermutigen, sich anzumelden.

Für wen ist es innerhalb dieser vulnerablen Gruppen besonders schwierig?

Für alleinerziehende Mütter. Ich erlebe sie oft als emotional sehr verletzlich, mit starken Ängsten. Zudem gibt es Jugendliche, die von ihren Familien getrennt sind und regulär in Deutschland leben. Mit 18 Jahren verlieren Jugendliche manchmal ihre Aufenthaltsberechtigung und sind gezwungen, nach Serbien zurückzukehren. Sie sind zwar rechtlich volljährig, aber sie fühlen sich weder erwachsen noch sind sie auf die Rückkehr vorbereitet. Sie lassen ihr ganzes Leben in einem anderen Land zurück und sprechen oft nicht einmal Serbisch.

Wie unterstützen Sie die Menschen? Können Sie ein Beispiel geben?

Vor einiger Zeit erhielten wir Informationen über eine alleinerziehende Mutter, die vor ihrer Rückkehr nach Serbien in großer Not war. Sie kam zu uns, noch bevor sie ihre Familie hier kontaktierte. Sie ging davon aus, dass wir sofort eine Unterkunft für sie finden und uns auch sonst um sie kümmern würden. So funktioniert das aber nicht. Das DIMAK ist kein Anbieter, sondern ein Vermittler.

Ivana Ristićević ist Beraterin im DIMAK in Belgrad.

Was haben Sie dann gemacht? 

Ich habe sie beruhigt und ihr erklärt, was sie tun muss. Wir unterstützten sie dabei, eine Adresse bei ihrer Familie anzumelden und Dokumente zu beschaffen. Danach stellte der Staat schnell eine vorübergehende Unterkunft zur Verfügung und die Kinder wurden eingeschult. Wir schalteten unsere Partnerorganisationen ein, die ihr Kleidung und Schulmaterial spendeten.

Konnten Sie die Mutter auch beruflich unterstützen?

Ja, in Beratungssitzungen motivierte ich sie, sich für ein Programm zur Weiterbildung anzumelden, das eine Partnerorganisation anbietet. Schließlich absolvierte die Frau einen Friseurkurs und arbeitet, während die Kinder in der Schule sind. Es hat eine Weile gedauert, aber jetzt geht es ihr viel besser, weil sie weiß, dass sie für sich und die Kinder sorgen kann. Die Menschen so zu stärken, genau das ist das Hauptziel meiner Arbeit.

Stand: 05/2022

Wir konzentrieren uns auf das Wohl der Kinder.
Ivana Ristićević, Beraterin am DIMAK in Belgrad

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